Am 2. und 3. April 2025 fand in der Börse Wuppertal das Starter Camp des Projekts Inklupreneur Rheinland statt – ein erfolgreicher Auftakt zur zweiten Projektrunde. Sechs Unternehmen aus dem Rheinland sind in diesem Jahr dabei und haben sich bereits im Vorfeld dazu verpflichtet, neue Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung zu schaffen – sogenannte „Pledges“. Insgesamt sollen 15 neue Stellen entstehen.
Das Projekt Inklupreneur Rheinland ist eine Kooperation des Vereins foundit = e.V. aus Wuppertal und der Hilfswerft gGmbH aus Bremen. Es läuft seit Januar 2024 für insgesamt drei Jahre und wird vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) finanziert. Ziel ist es, Unternehmen in der Region dabei zu unterstützen, langfristig und nachhaltig Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung zu schaffen.
Das Starter Camp – zwei intensive Tage für einen inklusiven Wandel
Das zweitägige Starter Camp markiert den Beginn der gemeinsamen Reise. Es bietet Raum für Inspiration, Wissenstransfer, Selbstreflexion und Austausch. Das Ziel: die Unternehmen auf ihrem Weg zur eigenen Inklusionsstrategie zu begleiten und die ersten konkreten Schritte zur Umsetzung zu erarbeiten.
Tag 1 – Herausforderungen verstehen, Visionen entwickeln
Der erste Tag stand unter dem Motto: Herausforderungen erkennen, Inklusion greifbar machen. Fach- und Praxisinputs sowie begleitende Arbeitsphasen halfen den teilnehmenden Unternehmen, ein gemeinsames Verständnis von Inklusion im Unternehmenskontext zu entwickeln. Dabei wurden zentrale Fragen in den Fokus gerückt: Was bedeutet Inklusion konkret für den eigenen Betrieb – und wo liegen die Herausforderungen auf dem Weg dorthin?
Impulse aus der Praxis kamen unter anderem von:
- Janick Meiser, Edeka Marktkauf Rhein-Ruhr
- Gitta Hümpel, Radisson Blu Hotel Bremen
- Sebastian Hagenkötter und Florian Neurath, GLS Bank Bochum
Diese Unternehmen waren bereits in vorherigen Runden von Inklupreneur aktiv und teilten offen ihre Erfahrungen. Dabei wurde deutlich: Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderung sowie fehlende Barrierefreiheit zählen zu den häufigsten Hürden. Doch mit gezielten Maßnahmen – wie Awareness-Schulungen, das Erstellen von Templates für barrierefreie Stellenausschreibungen oder der Einführung von Schwerbehindertenvertretungen – konnten diese Herausforderungen erfolgreich gemeistert werden. Das Ergebnis: Mehr geschaffene Arbeitsplätze und ein kultureller Wandel im Unternehmen.
Die Vorträge wurden durch interaktive Arbeitsphasen ergänzt, in denen die teilnehmenden Unternehmen ihre bisherigen Erfahrungen und Visionen im Bereich Inklusion reflektierten. Sie setzten sich mit bestehenden Hürden auseinander und tauschten sich darüber aus, was sie motiviert, inklusive Strukturen im eigenen Unternehmen aufzubauen.
Stimmen aus der gelebten Inklusion
Einen besonders berührenden und authentischen Einblick boten die Inputs von Amy Zayed, Monika Hiller und Frank Kaulen. Offen, emotional und teils mit Humor berichteten sie von ihren persönlichen Erfahrungen mit Behinderung in der Arbeitswelt. Ihre Botschaft: Inklusion gelingt nur auf Augenhöhe – mit gegenseitiger Wertschätzung und Offenheit.
Im Anschluss hatten die Unternehmen die Möglichkeit, sich direkt mit zahlreichen Expert:innen aus der Region zu vernetzen und Fragen zu stellen – darunter Vertreter:innen von:
- einheitliche Ansprechstellen für Arbeitgeber (EAA)Wuppertal & Düsseldorf
- der berufsbegleitende DienstBBD Neuss
- der EUTB Wuppertal
- Eye-Able®, proviel GmbH, REHADAT/IW Köln
- sowie der Bundesagentur für Arbeit / ZAV
Tag 2 – Lösungen und erste Schritte
Der zweite Tag des Starter Camps stand unter dem Motto: erste Schritte in Richtung Umsetzung gehen. Im Mittelpunkt standen dabei drei zentrale Themen: Personalsuche, barrierefreie Bewerbungsgespräche und der persönliche Austausch mit potenziellen Talenten.
Den Auftakt machten drei externe Expert:innen, die aus unterschiedlichen Perspektiven wertvolle Impulse für eine inklusivere Arbeitswelt gaben:
- Klaus-Peter Rhode vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) stellte die Unterstützungsangebote des LVR-Inklusionsamts, der einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber (EAA) sowie des Integrationsfachdienstes vor – mit besonderem Fokus auf Fördermöglichkeiten und praktische Hilfen für Unternehmen.
- Sebastian Reuss vom CJD Berufsbildungswerk Frechen gab Einblicke in die duale Ausbildung für junge Menschen mit Behinderung.
- Kamila Hollbach von Eye-Able® präsentierte ein Tool zur digitalen Barrierefreiheit und zeigte, wie wichtig inklusive Zugänge auch im digitalen Raum sind.
Im Anschluss sprach Mechthild Kreuser, Coachin und Projektleiterin bei Inklupreneur Rheinland, zum Thema barrierefreie Bewerbungsgespräche. Sie gab praxisnahe Tipps, wie Unternehmen sich gut auf Vorstellungsgespräche mit Menschen mit Behinderung vorbereiten können – mit Blick auf Kommunikation und Rahmenbedingungen.
In mehreren Arbeitsphasen setzten sich die teilnehmenden Unternehmen intensiv mit ihren nächsten Schritten auseinander:
Sie reflektierten den aktuellen Status Quo in ihrem Unternehmen bezüglich Inklusion, identifizierten mögliche Einsatzbereiche für inklusive Beschäftigung und bereiteten sich auf Bewerbungsgespräche vor.
Ein besonderes Highlight des Starter Camps war der persönliche Austausch mit Talenten: Sabine Röhler kam mit zehn Auszubildenden aus dem zweiten und dritten Lehrjahr des CJD Berufsbildungswerks Frechen – aus Bereichen wie Tischlerei, Logistik, Fahrradtechnik, Hauswirtschaft und Zierpflanzenbau. In kleinen Gruppen kamen Vertreter:innen der Unternehmen mit den jungen Menschen ins Gespräch, lernten sich kennen, und tauschten sich über die Bedürfnisse der Auszubildende für ihre zukünftigen Arbeitsplätze aus.
Das direkte Feedback der Auszubildenden zeigt, wie wertvoll dieses Format war:


Zum Abschluss des Tages wurden die nächsten Schritte im Coaching-Prozess vorgestellt. In den kommenden sechs bis neun Monaten werden die Unternehmen durch individuelle Beratung und Workshops bei der Umsetzung ihrer Inklusionsvorhaben begleitet.
Die Rückmeldungen der Teilnehmenden zeigten, wie viel Motivation und Zuversicht die zwei Tage freigesetzt haben.
Sandra Schenkel aus der Personalabteilung der Radisson Hotel Group empfiehlt die Teilnahme am Camp uneingeschränkt weiter:
„Ich glaube, wir leiden alle unter dem Fachkräftemangel – und das ist ein ganz toller Markt von Leuten, die arbeiten möchten und vielleicht aufgrund von Vorurteilen ausgeschlossen werden. Ich glaube, da gibt es noch viel Potenzial, das man nutzen kann.“
Auch andere Teilnehmende betonten, wie wichtig das Thema Inklusion für ihre Unternehmen sei und dass das Camp Mut gemacht habe, Veränderungen aktiv anzugehen. Der gemeinsame Wille, inklusiver zu werden und Inklusion als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu verstehen, war deutlich spürbar.
Ein starkes Signal für Inklusion im Rheinland
Das Starter Camp hat einen wertvollen Auftakt für die diesjährige Projektrunde gesetzt. Es machte deutlich: Inklusion braucht Wissen, Begegnung und konkrete Umsetzungsschritte – vor allem aber den Willen zur Veränderung. Die sechs teilnehmenden Unternehmen sind nun gut gerüstet, um ihre Pledges in die Praxis umzusetzen – und damit zu zeigen, dass eine inklusive Arbeitswelt für alle möglich ist.
Auch 2026 wird das Projekt fortgesetzt: Die dritte Kohorte von Inklupreneur Rheinland steht in den Startlöchern. Interessierte Unternehmen aus dem Rheinland, die Inklusion aktiv mitgestalten möchten, sind herzlich eingeladen, sich zu beteiligen!
Hier den Inklupreneur Pledge unterzeichen und inklusiver Arbeitgeber werden!

Wuppertaler Startercamp 2025 mit Inklupreneur Mitarbeitenden, teilnehmenden Unternehmen und Expert:innen. Projektleitung Mechthild Kreuser (1. v.r vordere Reihe)Quelle: found it = e.V. / Hilfswerft gGmbH